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Was ist Verhaltensmedizin?

Die Verhaltensmedizin berücksichtigt sowohl körperliche als auch psychische Aspekte welche zu problematischen Verhaltensweisen führen können. Ziel ist es das Verhalten zu analysieren und die Ursachen dafür herauszufinden. Schmerzen, hormonelle Erkrankungen sowie jegliches von einer Krankheit ausgehende Unwohlsein oder Änderungen an den physiologischen Bedürfnissen, können zu „abnormen“ Verhaltensweisen führen. Umgekehrt kann auch chronischer Stress bedingt durch Verhaltensprobleme zu körperlichen Erkrankungen führen. Daher ist es wichtig der gesamten Patienten zu betrachten.

 

VerhaltensmedizinerIn vs. HundetrainerIn?

Verhaltensanalyse, Management und Training sind Bereiche die in beiden Sparten vorkommen und sich überschneiden.

 

Es gibt auch auf Verhalten spezialisierte HundetrainerInnen - im Vergleich zu den solchen die sich auf das Beibringen von Kommandos und Ausüben von Hundesport beschränken. Ein gut qualifizierter Hundetrainer wird allenfalls an die nächste Instanz (Verhaltensmedizin) verweisen, wenn ersichtlich ist, dass die Probleme mit Training & Management nicht in den Griff zu bekommen sind bzw. wenn eine gesundheitliche Ursache vermutet wird.

 

Geht es vorweg primär um die Analyse des Verhaltens (Warum und was macht das Tier? Was kann man dagegen tun?), Evaluierung medizinischer Kofaktoren oder ist bereits absehbar, dass angstmildernde Präparate notwendig sind, dann ist eine verhaltensmedizinische Konsultation angeraten. Ziel ist es eine Diagnose oder Verdachtsdiagnose/Einschätzung zu erstellen und einen geeigneten Therapieplan zu erstellen. Dieser beinhalten ebenso Management und Trainingsmaßnahmen. Für die Umsetzungen komplexerer Trainingsmethoden empfehle ich die Zusammenarbeit mit einem qualifizierten Hundetrainer.

 

Wer kann Verhaltensmedizin durchführen?

Jeder Tierarzt der sich Kenntnisse auf diesem Fachgebiet angeeignet hat. In Österreich gibt es keine spezielle Ausbildung dafür. Es gibt aber eine Vielzahl von Fortbildungsmöglichkeiten im In- und Ausland sowie Online. Erfreulicherweise verbreitet sich dadurch dieses so wichtige Fachgebiet immer mehr in unterschiedlichen Ausprägungen: Allgemeinmediziner welche Verhaltensmedizin in ihre Praxis integrieren bis hin zu Praxen, welche sich ausschließlich auf Verhaltensmedizin spezialisiert haben. Auch auf der Vetmed Uni hat die Verhaltensmedizin endlich Einzug gefunden.

 

Was sind Verhaltensprobleme?

Prinzipiell kann jedes Verhalten welches die Lebensqualität des Tieres und in Folge dessen auch die des Tierhalters vermindert als „Verhaltensproblem“ bezeichnet werden.

 

Hierzu gehören sowohl normale Ausdrucksformen des Tieres, pathologische Verhaltensweisen sowie Verhalten welches auf einer gesundheitlichen Ursache basiert.

 

Viele Verhaltensweisen gehören zur natürlichen Ausdrucksweise des Tieres, sind aber aufgrund ihrer Ausprägung - Häufigkeit, Intensität und Situation in der sie gezeigt werden - unerwünscht. Dies kann z.B. beim Markierverhalten der Katze der Fall sein oder wenn der Welpe nicht nur seine Spielsachen, sondern auch die Hausschuhe zerbeißt.

 

Im Gegensatz dazu stehen Verhaltensweisen welche auf einer krankhaften Veränderung beruhen. Hierzu gehören vor allem Ängste, Aggression, Reaktivität welche ihrer Ausprägung so stark sind, dass sie dem Tier kein normales Leben ermöglichen.

 

Häufig sind die ersten Anzeichen einer körperlichen Erkrankung in Veränderungen des Verhaltens erkennbar. Dies zu erkennen ist extrem wichtig, um dem Tier die entsprechende Behandlung zukommen zu lassen.

 

Wer benötigt Verhaltensmedizin?

Problematische Verhaltensweisen können oft durch die Hilfe eines guten Hundetrainers oder auf einem auf Verhalten versierten allgemein-medizinischen Tierarztes durch Training oder Tipps zum Umgang mit dem Tier behoben werden.

 

Handelt es sich aber um gravierende Probleme welche die Lebensqualität von Tier und Haltern beeinträchtigen, insbesondere Ängste (Umweltreize, Geräusche, Menschen, Trennungsangst etc.)  Reaktivität, sowie altersbedingte und plötzlich auftretende Verhaltensweisen und dann sollte eine verhaltensmedizinische Abklärung erfolgen.

 

Auch bei krankheitsbedingten Verhaltensproblem ist die zusätzliche Betreuung durch einen verhaltensmedizinischen Tierarzt oft indiziert.

Welche Therapiemöglichkeiten bietet die Verhaltensmedizin?

Gesundheitliche Problem, welche das Verhalten verursachen oder begünstigen müssen adressiert werden. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit mit psycho-pharmakologischen Medikamenten Ängste und zum Teil auch reaktive/aggressive Verhalten zu therapieren. Auch eine Vielzahl von Hilfsmittel wie Nahrungsergänzungsmittel, pflanzliche Präparate, Pheromone etc. stehen zur Verfügung.

 

Dies geschieht immer in Kombination mit weiteren verhaltenstherapeutischen Maßnahmen:

Hierzu gehören Management (Vermeiden von Auslösern, Sicherheit), Desensibilisierung und Gegenkonditionierung (DSGK), Erlernen von alternativen Verhaltensweisen, und natürlich eine Optimierung des Umfelds an die Bedürfnisse des Tieres.

Prognose

Ist von vielen Faktoren abhängig: welche Pathologie dahinter steckt, ob gesundheitliche Faktoren mitbeteiligt sind, von der Umgebung des Tieres, wie gut man das Problem managen kann.

Allgemein gilt, je früher ein Problem behandelt wird, desto besser die Erfolgschancen. Die Devise Vorbeugen ist besser als Heilen gilt auch in der Verhaltensmedizin.

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